[align=center]Unsere Tour de France 2007 - Haute-Provence, Languedoc und Baskenland[/align]
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Wenn die blöden Radler gedopt sind, muss man halt selber fahren, die Tour de France. Da es in unserer Gewichtsklasse keine stabilen Renner gibt, haben wir wieder das Auto genommen. Mit seinen 21 Jahren kennt es sich aus in Frankreich. Und ist dann auch von Hamburg in die Provence gerollt, von dort ins Languedoc gebrummt, weiter ins Baskenland an den Atlantik gerauscht und mit einem Schlenker über die Normandie hat es uns nach 6000 Kilometern drei Wochen später sicher nach Hamburg gebracht. Einen Rekord (wegen Tour de France) haben auch wir gebrochen: Sonst sind wir immer gegen 14.00 Uhr von Hamburg losgekommen, dieses Mal wurde es 20.00 Uhr (11.07.07).
Die Planung war schwierig. In fast ganz Frankreich Regen und wir wollten T-Shirt-Wetter. Nach dreiwöchiger Beobachtung der Links im Forums-Thread "Urlaubswetter" waren wir sicher: Anfang Juli ist es in der Provence warm und sonnig - und so war es auch. Die Region kam meiner Frau sowieso zupass, da sie schon lange in die Schlucht des Verdon wollte.
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[align=center]Links: Die mächtige Gorges du Verdon - Rechts: In der Verdon-Schlucht wurde die Straße in den Fels gehauen; selbst bei voller Auflösung sieht man die Autos kaum[/align]
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[align=center]Links: Tief unten lässt es sich gut wandern - Rechts: Zerklüftete Berglandschaft in der Haute-Provence[/align]
Die Schlucht des Verdon ist spektakulär, sie hat uns mehr beeindruckt als die Ardeche- oder die Tarn-Schlucht, wobei die beiden Täler eine Reise wert sind. Der Verdon hat über die Jahrtausende sein Bett in den Jura-Kalk geschnitten, bis zu 700 Meter tief. Die Felswände fallen teilweise 200 Meter senkrecht ab, überall ergeben sich spektakuläre Ausblicke. Fahrt die kleinen Straßen entlang der Verdon-Schlucht und plant einen Tag ein.
Als klar war, dass es in die Haute-Provence (Hoch-Provence) geht, suchten wir uns drei Campingplätze aus und fragten telefonisch, ob noch Plätze frei sind. "Kein Problem", hieß es - und so erreichten wir nachmittags (13.07.07) den Campingplatz "Gorges du Verdon", etwa sieben Kilomter südlich von Castellane.
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[align=center]Links: Badestelle direkt am Campingplatz - Rechts: Hier kann man träumen, direkt am Campingplatz [/align]
Der Platz drückt sich in die Schlucht und im unteren Teil stehen die Zelte direkt am Wasser. Der Verdon fließt in einer Schleife um den CP und jeder schnappt sich was Schwimmbares - von Schwimmflügeln, Reifen, Luftmatrazen bis zu Schlauchbooten - und juckelt damit auf dem Wildwasser um den Campingplatz. Kurzer Weg zurück quer über den Platz und das Vergnügen geht von vorne los. Die Kinder waren kaum aus dem Wasser zu kriegen.
Wir hatten einen Platz im oberen Teil des Campingplatzes bekommen. Der war zwar durch eine Straße vom unteren Bereich abgetrennt, doch die Plätze waren wesentlich größer. Und so saßen wir unter Kiefern und hatten einen schönen Blick auf die umliegenden Berge. Näheres zum Campingplatz "Gorges du Verdon" später unter CP-Beschreibungen.
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[align=center]Links: Lavendelblüte - Mitte und Rechts: Typische Lavendelfelder in der Provence[/align]
Ein Spaziergang über die Hochebenen und durch die sonnigen Täler der Haut-Provence betäubt. Intensiv verbreitet sich der Duft der Blüten. Die violetten Lavendelfelder geben dem Landstrich eine besondere Note. Genießt die Farbenpracht in den Abendstunden, bisweilen wirkt das fast surreal. Die Pflanzen wurden hier schon im 17. Jahrhundert zur Parfumproduktion genutzt. Man lernte die Duftstoffe aus den Blüten zu extrahieren und stellte damit Parfum her. Bis heute gilt das etwas östlich gelegen Grasse als die Haupstadt des Parfums. Große Häuser wie Fragonard oder Galimard haben hier ihre Stammsitze. Besucht das sehens- und "riechenswerte" Parfummuseum. Auch die Parfumeure bieten Führungen durch ihre Häuser an, die können wir aus zwei früheren Besuchen empfehlen. Lesetipp: Patrick Süskinds "Das Parfum" spielt zu großen Teilen in Grasse.
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[align=center]Links: Auf dem Lavendelfest in Valensole: Mit diesen Sicheln wurde früher der Lavendel geerntet - Rechts: Lavendelseife [/align]
Lavendel ohne Ende, als wir in Valensole über das Lavendelfest schlenderten. Der Duftstoff der Pflanze wird in allen erdenklichen Arten verarbeitet: als Parfum, in Lotionen und Seifen, in Gebäck und Kuchen, selbst Lavendel-Eis gab es, das war uns aber zu intensiv. Anbau und Ernte wurden gezeigt und jeder konnte sich einen Lavendelstrauß binden. Unserer duftete den ganzen Urlaub über im Auto. Tipp: Greift euch die Broschüren in der Rezeption der Campingplätze. Wir haben so schon tolle Feuerwerke, kleine Konzerte und immer wieder Feste und Veranstaltungen gefunden.
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[align=center]Der Lac de Ste. Croix hat ein intensives Türkisblau - Hier mündet die Schlucht des Verdon im See[/align]
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[align=center]Der Lac de Castillion am Oberlauf des Verdon ist weniger touristisch als der Lac de Ste. Croix - Mitte: Das Örtchen Saint-Julien-du-Verdon[/align]
Weicheier, also vernünftige Menschen, baden entspannt im Lac de Castillion, der liegt am Oberlauf des Verdon, oder im Lac de Sainte Croix, wo die Verdon-Schlucht endet. Das Wasser hat in beiden Stauseen eine intensive tükisblaue Farbe und es lässt sich wunderbar drin schwimmen. Überall kann man Kanus, Kajaks, Segelboote usw. mieten. Vor allem am Lac de Ste. Croix liegen viele Campingplätze, die aber auch sehr beliebt sind. Allerdings hat der See keinen Sandstrand, also unbedingt Badeschuhe mitnehmen.
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[align=center]Links: Nach einem langen Abstieg Kühlung im Verdon - Rechts: Riesige Findlinge im Flussbett[/align]
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[align=center]Links: Wanderung in der Verdon-Schlucht - Rechts: Zufriedener Blick am Abend zurück in die Schlucht, dort unten waren wir [/align]
In der Schlucht des Verdon lässt es sich ausgezeichnet wandern. Verschiedene Touren sind ausgezeichnet, am bekanntesten ist der 14 Kilometer lange Wanderweg "Sentier Martel" (GR - Grande Randonnee). Diesen sind wir aber nicht gelaufen, da die Kinder meuterten, aber irgendwann kommen wir wieder. Die Touren sind anspruchsvoll, teilweise sehr steile Wege, große Höhenunterschiede, es geht auf und ab, Wanderschuhe sind angesagt. Ihr werdet für Euren Schweiß mit einer großartigen Landschaft belohnt, die ihr so nur zu Fuß genießen könnt. Mit dem Kajak müsst Ihr Euch zu sehr auf das Wasser konzentrieren. Der Wanderweg führt an flachen Badestellen vorbei, wo sich die qualmenden Füße kühlen lassen. Die Pfade winden sich oberhalb der Stromschnellen mit spektakulären Ausblicken auf den Fluss. Ruhige Waldabschnitte bieten Erholung für die müden Muskeln. Kurz danach kommt wieder ein Felsduchbruch, die Steilwände gehen rechts und links hunderte Meter hoch, oben kreisen Raubvögel oder Freeclimber hängen in den Felsen.
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[align=center]Links: Der kleine Ort Trigance - Rechts: Felswand, die sich direkt am Ortsausgang von Castellane erhebt[/align]
Nach einer Woche hatten wir Hummeln im Hintern und es galt Abschied zu nehmen von der zerklüfteten Berglandschaft, der Verdon-Schlucht und den kleinen verwinkelten Orten, die sich an die Felsen drücken. Der Campingplatz hatte einen Internetanschluss und wir schauten bei Lachainemeteo, wo unser nächstes Ziel liegen würde. Das Languedoc versprach mittlerweile Wärme und Sonne, warum nicht? Wir waren seit Jahren aus unerfindlichen Gründen an dieser Region vorbeigefahren. Telefonanruf bei zwei Campingplätzen im Languedoc, "Ja, es gibt noch freie Plätze", also los.
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Über Digne-les-Bains auf die Autobahn, vorbei an Aix-en-Provence, die Camargue gequert, Nimes, Montpellier, um nach rund 360 Kilometern in Clermont-l'Herault im Languedoc anzukommen. Dort war der große Binnensee Lac du Salagou unser Ziel. Wasser muss sein, sonst sind die Kinder "unglücklich", und wer will das schon . Der erste Campingplatz hatte zwar noch Plätze, die waren jedoch zu klein. Wir hatten schließlich vor dem Urlaub ein großes Zelt (Eureka "Tunnel Vision" mit großem Tarp) für uns gekauft. Und die Kinder schlafen zufrieden in ihrer neuen "Hütte" (Robens "Sweet Dreamer"). Zudem machte der Platz einen rümpeligen Eindruck, nicht sehr einladend.
Den Michelin Campigführer gewälzt, es gab noch einen Campingplatz am See, Anruf: "Ja, wir haben Plätze frei". Auf dem Camping Municipal "Le Salagou" trabten wir dreimal zur Rezeption, bis wir einen passenden Stellplatz hatten. Nehmt nicht immer die erste Parzelle, die Euch angeboten wird. Bei freundlicher Nachfrage sind fast alle CP-Betreiber hilfsbereit und man bekommt dann was halbwegs Passendes.
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[align=center]Links: Rote Erde am Lac du Salagou - Rechts: Abendstimmung am See [/align]
Der See war leider für die Kinder nicht optimal, da die dunkelrote Erde das Wasser trübte, das mochten sie nach dem glasklaren Verdon nicht so leiden. Nach ein, zwei Tagen Faulenzen sind wir ins 45 Kilometer entfernte Beziers gefahren. Ein kleines mittelalterliches Städtchen.
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[align=center]Links: Blick vom Turm der Kathedrale über Beziers auf den Fluß Orb - Rechts: Häusergewirr der Altstadt[/align]
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[align=center]Links und rechts: Gässchen und Durchgänge in der Altstadt von Beziers - Mitte: Rathaus von Beziers[/align]
In Beziers nahmen wir ein Töff-Töff - so 'ne Touri-Bahn - um einen Überblick über die Stadt zu bekommen. Die Altstadt hat noch die mittelalterlichen Maße, Autos bleiben zumindest teilweise draußen, der Platz wird für Cafes und Bars gebraucht. In den kleinen Straßen ließ es sich gut flanieren, Kuchen und Eis waren lecker. Der Blick vom Turm der Kathedrale St. Nazaire lohnt sich, doch beim Aufstieg darf man keine Platzangst haben, die Wedeltreppe ist extrem eng und steil.
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[align=center]Links: Schiff auf dem historischen Canal du Midi - Rechts: Alte Schleuse des Canal du Midi[/align]
Auch auf den Canal du Midi, der das Mittelmeer mit dem Atlantik verbindet, trifft man in Beziers. Hier ist die Schleusentreppe von Fonserannes. Die im 17. Jahrhundert gebaute Schleusenanlage überwindet 21,5 Meter Höhenunterschied. Heute sind noch sechs Kammern in Betrieb. Das machte wieder Lust auf eine Kanalfahrt. Wir sind vor Jahren mit Freunden eine Woche auf dem Canal du Nivernais geschippert, das Leben ist ein ruhiger Fluss, sehr erholsam.
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[align=center]Links: Ein Dutzend Austern - Rechts: Salat mit Crevetten und Tintenfischen[/align]
Von Beziers aus ist es nicht mehr weit zum Etang (Bassin) de Thau, eine Lagune mit Verbindung zum Mittelmeer. Dort werden ausgezeichnete Austern gezüchtet. Während unseres letzten Besuches im Herbst 2006 hatten wir ein Restaurant eines Austernbauern für uns entdeckt und da zog es uns wieder hin. Kinners, die Austern können es mit denen aus dem Atlantik aufnehmen - der Geschmack des ganzen Meeres auf der Zunge!
Nach so viel Schlemmerei muss der Wanst bewegt werden. Zu unserer Überraschung gab es in ca. einer guten Stunde Entfernung vom Campingplatz familientaugliches Wildwasser. Die Orb kommt aus den Bergen von Escandorgue (südliche Cevennen) und hatte selbst im Sommer noch genügend Wasser.
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[align=center]Links: Mit JUCHEEE düsten wir die Orb hinunter - Rechts: Söhnchen im Kajak, wild entschlossen[/align]
Eine Woche war vorbei und es "hummelte" wieder. In Beziers bei einem arabischen Telefonvermittler für 50 Cent im Internet nach Sonnenschein gesucht. Überraschung: Im Baskenland hatte das Wetter gedreht. Nach wochenlangen Regenfällen Sonne und 30 Grad. Der Koch des dortigen Campingplatzes sagte uns später: "Bevor Ihr gekommen seid, hat es hier drei Tage heftig geregnet und dann hat es drei Tage geschüttet, danach ging alles wieder von vorn los." Dank des Regens standen Bäume und Felder in Saft und Kraft, sattes Grün allenthalben entspannte Augen und Gemüt. Ich kann's nur wiederholen: Leute fahrt mit dem guten Wetter http://www.klappcaravanforum.de/viewtopic.php?t=61
Zusammengepackt und entlang der Pyrenäen Richtung Atlantik gebrummt. Die Berge lagen im schönsten Licht und wir versuchten die Kinder zu überzeugen, dass ein klitzekleiner Zwischenstop bei den Geiern im Gebirge das Größte sei. Keine Chance. Die Brut wollte an den Atlantik, "wo es richtige Wellen gibt und man surfen kann". Was sollten wir machen, die Pyrenäen zogen an uns vorbei - der Urlaubszettel bekam eine weitere Notiz: "Beim nächsten Mal unbedingt Geier gucken" - und nach 530 Kilometern erreichten wir den Campingplatz Itsas Mendi nahe St. Jean-de-Luz.
Der Eingang machte einen netten Eindruck und wir bekamen ein Plätzchen. Das war winzig und ein Nachbar hatte schon einen Teil mit seinem Zelt belegt. Zurück und nach was Größerem gefragt. Bekamen wir auch, und beim Aufbauen fuhr in ca. 100 Metern Entfernung eine Lokomotive vorbei, nanu? Dann kamen noch mehr Loks, die hatten Personen- und Güterwagen angehängt, Mist! Die Kinder waren aber vom Pool mit super Rutsche begeistert, also blieben wir. Die Nacht war "musikalisch". Zu den "sanften" Rap-Klängen der Jugendbande vom Nebenplatz gaben die Güterzüge den Hintergrundsound ab und die LKWs der nahen Autobahn, die hatten wir zunächst nicht bemerkt, lieferten den Takt dazu. Mitternacht stellten wir den Wecker auf sieben Uhr und um neun Uhr waren wir vom Platz. Die Kakophonie hatte uns auch noch fst 50 Euro für eine Nacht gekostet.
In St. Jean-de-Luz gefrühstückt und nach einem schönen Platz gesucht. Die Beschreibung von "Le Goyetchea", 15 Kilometer im Inland, klang gut. Angerufen: "Ja, wir haben Plätze frei". Die Kinder waren ob der Hauruck-Aktion gefrustet und knurrig. Doch der Campingplatz bei Saint-Pee-sur-Nivelle entpuppte sich als Volltreffer. Gras auf den Parzellen, Schatten spendende Bäume, netter Pool, große Stellplätze und sehr ruhig. Auch nach neun Tagen können wir sagen: ein wunderbarer Platz.
Die Küste im Baskenland (Cote des Basques) gefällt uns wesentlich besser als weiter nördlich der riesige Küstenstreifen von Vieux-Boucau bis hinter Bordeaux. Während dort nur Dünen und Millionen von Kiefern langweilen, wechselt die Landschaft im Baskenland mit kleinen Buchten, Felsformationen und den im Hintergrund ins Meer abfallenden Pyrenäen ständig. Auf der direkten Straße am Meer bieten sich hinter jeder Kurve neue Ausblicke. Leider wissen das zu Viele und es ist entsprechend voll, aber nicht mit der überfüllten Mittelmeerküste zu vergleichen. Hier kann jeder sein Plätzchen finden.
Die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und Spezialitätengeschäften geht bis an den Strand. Nicht billig hier, aber schön zu bummeln. Entlang der Bucht sind prächtige Hotels entstanden. Beeindruckend das restaurierte Grand Hotel mit seiner 100 Jahre alten Fassade.
Auf San Sebastian hatten wir uns schon die ganze Zeit gefreut. Wann immer es geht besuchen wir die spanische Stadt mit ihrer weit geschwungenen Bucht La Concha (die Muschel) und dem markanten Berg Urgull, auf dem wie in Rio de Janeiro eine Christusfigur die ganze Szenerie überragt. Traditionell beginnen wir mit einem Spaziergang durch den Hafen. Dieser liegt in der Bucht hinter dem Monte Urgull und ist gut geschützt vor den Stürmen des Atlantiks. Noch heute laufen hier kleine Fischerboote ein, und man kann das Seegetier in kleinen Geschäften kaufen.
Gerade im Hafen zeigt sich der Wandel in Spanien. Anfang der 70er Jahre war es noch ein quirliges und raues Gebiet. Am Sonntag gingen Hunderte von spanischen Familien hier spezieren. Schneckenverkäufer allenthalben, auch noch Ende der 80er. Die Schneckenhäuser wurden auf den Boden geworfen, bisweilen knirschte es beim Gehen. Heute ist alles fein gemacht. Ich traute mich nicht mehr, die Schneckenghäuser einfach wegzuwerfen - ok, ist nicht mehr in. Die Fischbuden haben weitgehend Restaurants Platz machen müssen und das Kopfsteinpflaster wich einem 08/15-Ornament-Straßenbelag, könnte auch vor dem Hauptbahnhof in Hannover, Bielefeld oder sonstwo sein.
Die Altstadt von San Sebastian vibriert am Wochenende. Von überall her kommen Spanier und beginnen ihre traditionelle Runde. Man geht in Gruppen in eine der vielen kleinen Bars, isst ein paar "Pinchos", trinkt was und zieht in die nächste Bar. Das Ganze ist kein Besäufnis, sondern eine kulinarische Reise mit Freunden.
Die Bars sind eng, voll und lebendig. Die flinken Barmänner reichen Leckereien, scherzen mit Gästen, rufen einem Bekannten was zu, die Luft schwirrt vor Stimmen. Wir stehen immer am Tresen und genießen das Essen und die Atmosphäre. Zu den Pinchos wird ein kleines Bier (0,1 L.) oder ein Gläschen Wein getrunken. Den lokalen jungen Weißwein Txakoli schenkt der Patron aus etwa einem Meter Höhe ins Glas. Ein Schauspiel, das der Barmann ausgiebig zelebiert. Die Pinchos haben meist Einheitspreise und am Ende wird gezahlt, immer fair. Wir lassen unseren Rundgang ruhig angehen, um in der nächsten Bar, die wieder ein neues Schmankerl hat, nicht schon satt zu sein. Für einen Abend hier machen wir Einiges. So sind mal auf einer Rückreise von Santiago de Compostella die 700 Kilometer bis Donostia (so der baskische Name von San Sebastian) fast durchgefahren. Die Stimmung und das Essen in den Bars haben uns am Abend mehr als entschädigt.
Nach den Pinchos erholten wir uns einen Tag am Meer, aber Spanien lockte, ist ja "um die Ecke". Das Guggenheim-Museum in Bilbao lag in "Schlagdistanz" und wir eröffneten dem Nachwuchs, dass wir morgen was Tolles machen würden: "Wir besuchen ein Museum!" Als ihre Fassungslosigkeit in Widerstand überzugehen drohte, schwärmten wir von einem krassen Haus, das wie eine gefaltete Silberschachtel aussieht, außerdem entfalle der Wandertag. Brummend willigte die Brut ein.
Die silbern schimmernden Außenflächen des Museums, die wie ineinander verschränkte Schiffsrümpfe aussehen, fangen den Blick des Betrachters ein. Die Kinder waren beeindruckt, rasten die riesige Treppe zum Eingang hinunter, neugierig, wie es von innen wirken würde. Es macht beschwingt, irre und besoffen, dieses Museum. Flächen, Wände, Balkone und Ebenen schwingen ineinander, kaum rechte Winkel, das Auge kann sich nicht satt sehen. Allein der Bau ist überwältigend.
Trotz seiner spektakulären Architektur lenkt das Guggenheim-Museum in Bilbao nicht von den Ausstellungsstücken ab. Wir waren überrascht, wie klar die Innenräume die Bilder von Anselm Kiefer zur Geltung bringen. Vor allem die begehbaren Eisenskulpturen von Walter Serra nahmen uns gefangen. In den etwa fünf Meter hohen Ellipsen und Ovalen aus fünf Zentimeter dickem Stahl (40 Tonnen) verändert sich der Raum mit jedem Schritt, die Zeit (des Gehens) bestimmt den Raum. Wir mussten ab und zu stehen bleiben, da das Gehirn gegen die scheinbar auf einen zukommenden und weggehenden Wände rebellierte, es fehlte eine Senkrechte als Orientierung. Wir alle waren nach einem Tag Museum so "gesättigt", dass wir zu müde waren, um noch einen Bummel durch die Stadt zu machen. Zum Abschluss begeisterte uns noch die Autobahnfahrt entlang der Pyrenäen zurück nach Frankreich. Die Straße ist teilweise in den Felsen hieingehauen worden. Die Berge leuchteten im Abendlicht.
Ursprünglich wollten wir auf dem Rückweg nach Hamburg noch drei bis vier Tage die Normandie erkunden. Doch die Wetterfrösche im Internet meldeten: Nördlich von Bordaux überall schlechtes Wetter. Nach einigem Hin und Her beschloss der Familienrat, die Tage auf dem schönen Campingplatz im Baskenland zu bleiben. Strand war angesagt. Das war keine schlechte Entscheidung.
Die Heimreise führte uns doch noch mit einer Übernachtung in die Normandie. Schweren Herzens bauten wir unsere Zelte ab und fuhren an einem Tag rund 880 Kilometer über Bordeaux, Poitiers, Le Mans in das kleine Hafenstädchen Fecamp am Ärmelkanal. Dort hatten wir bei einer früheren Reise das kleine Hotel Ferme de la Chapelle oben in den Klippen entdeckt, in dem wir auch dieses Mal übernachteten. Als es am nächsten Morgen nach Hamburg ging, bekam die alte Notiz auf unserem Urlaubszettel - "Normandie besuchen" - ein weiteres dickes Ausrufezeichen. Irgendwann wird auch in der Normandie die Sonne scheinen und dann kommen wir wieder.
Kurzer Hinweis zu den Campingplätzen: Die Preise gelten jeweils für zwei Erwachsene, zwei Kinder (12 und 14 Jahre) zwei Zelte und ein Auto, ohne Strom.
- Gorges du Verdon: Clos d'Aremus, Chasteuil, 04120 Castellane. 28 Euro/Tag. Der Platz ist nett, etwas unruhig, da ihn eine Straße teilt.
- Camping Municipal Le Salagou: 34800 Clermont l'Herault. 18,40 Euro/Tag. Der Platz hat schöne Ecken, ist insgesamt aber etwas ungepflegt.
- Itsas Mendi: Acotz, 64500 Saint-Jean-de Luz. 46 Euro/Tag, 3 Euro/Tag für Kühlschrank = 49 Euro. Zwar ein super Pool mit riesiger Rutsche. Aber enge Parzellen und eine vielbefahrene Bahnlinie und die Autobahn führen in direkter Nähe vorbei, wir konnten hier nicht schlafen, es war einfach zu laut.
- Camping Le Goyetchea: 64310 St. Pée sur Nivelle. 27,50 Euro/Tag. Wir und die Kinder liebten den Platz. Schöner Baumbestand, viele Büsche und Blumen, große Parzellen, gepflegt, netter Pool und sehr ruhig.
Lust auf weitere Reiseberichte zum schmökern, schauen und inspirieren lassen?
- Spanien: "Andalusien: Jerez - Conil - Ronda" / Frühjahr 2009
- Frankreich: "Tal d des Lot - Pyrenäen - Baskenland" / Sommer 2008
- Spanien: "Erste Impressionen aus Gomera" - NUR Bilder / Mai 2008
- Deutschland: "Impressionen aus Mecklenburg-Vorpommern" / Mai 2008
- Dänemark – "Ringköbing-Fjord (Jütland)" / März 2008
- Frankreich: "Paris - Paris" - April 2008 - Dieser Streifzug über Paris basiert auf zwei Herbsturlauben
- Frankreich: "Unsere Herbst-Tour 2007 durch die Alpen, Cote d’Azur, Avignon, Burgund und Paris" / Herbst 2007
- Frankreich: "Unsere Tour de France 2007 - Haute-Provence, Languedoc und Baskenland" / Sommer 2007
- Niederlande: "Bilder von der Niederlande-Tour" - NUR Bilder / April 2007
- Frankreich: "Herbstreise 2006: Biarritz, Pyrenäen, Carcassonne, Mittelmeer, Brücke von Millau, Paris" - Herbst 2006
- Frankreich: "Auvergne – Limousin – Poitiers – Bretagne - Normandie" / Sommer 2006
- Frankreich: "Dordogne - Perigord (Noir) - Südwest-Frankreich" / Sommer 2005
- Spanien: "Andalusien: Jerez - Chipiona - Cadiz - Conil" / Frühjahr 2005
- Frankreich: "Das Bassin von Arcachon und die Düne von Pyla - ein zweiter Blick" / Sommer 2005
- Frankreich: "Cote d'Azur - eine späte Liebe" / im Jahr 2005 zusammengefasst
- Frankreich: "Bretagne-Rundreise" - Übersichtsartikel aus 2005
- Frankreich: "Frankreich leicht und fast ohne Stress" - Einführung für Frankreichneulinge, 2005 geschrieben, gilt aber heute noch.
PS: Unser 21 Jahre alter BMW 325 eta hat die 6000 Kilometer lange Reise problemlos abgespult. Dass der Ventilator ausfiel, machte nichts. Wir hatten ja die beste Klimaanlage der Welt: Fenster auf