Tendenziell mühsam - Caravan Salon Düsseldorf 2007
Bevor es anstrengend wird, ein freundlicher Blick zurück: Links: Eriba Hubdachwohnwagen - Mitte: So einfach war das - Rechts: Da kommen Erinnerungen hoch
Mein höchst subjektiver Bericht vom Caravan Salon 2007 in Düsseldorf
Sie stehen im Rampenlicht und verdrängen alles andere, die Wohnmobile. Die Branche reagiert auf die Zulassungszahlen und rückt die Motorhomes auf dem Caravan Salon 2007 in Düsseldorf ins Scheinwerferlicht. Im ersten Habjahr 2007 wurden erstmals mehr Womos als Caravans verkauft. Der Knaller der Saison: Die Vans . Etwas kompakter als die Halbintegrierten sind sie den ausgebauten Kastenwagen näher als einem Alkoven-Womo. Die Vans sind beim Publikum begehrt, teilweise standen die Besucher vor den Trendmobilen Schlange.
Links: Gedränge vor einem "Van" - Mitte: Altdeutsche Glasvitrine innen - Rechts: altbacken
Das Konzept der Vans hat was, kleiner und wendiger als die üblichen "Schrankwände" und für Regentage geräumiger als die Kastenwagen, die in der Breite begrenzt sind. Doch ernüchternd die Innenräume: Am Eingang bleibt man meist an Glasvitrinen hängen, in denen Cocktailgläser von Leuchtdioden mit rosa oder blauem (wie kreativ) Licht geflutet werden. Hat man diese Geschmacklosigkeit überstanden, schwillt einem die Schrankwand entgegen. Zwängt man sich zwischen Küchenzeile und Toilette Richtung Bett wird klar, sie haben nichts gelernt: Das umstrittene Konzept des heimeligen Wohn- und Schlafzimmers wurde in die neuen Vans "gequetscht".Schaut man die Van-Konzepte verschiedener Hersteller an: Nahezu überall das Gleiche. Viele Besucher waren über diesen konzeptionellen Unsinn irritiert bis verärgert. Ich habe mit mehr als zehn Paaren länger über den Innenausbau gesprochen und alle waren der Meinung: Gute (Van)-Idee, aber schlecht umgesetzt. Die Innenräume wurden durch geschwungene Flächen, ausladende Erker und Vitrinen unnötig verkleinert, die Räume wirkten eng und gedrungen. Wer sich zehnmal von der Dinette nach hinten gezwängt hatte, dem reichte es. Ich kann nur hoffen, dass dieser barocke Innenausbau bald der Vergangenheit angehört und für die Van-Typen pfiffige Lösungen entwickelt werden.
Links: Wat bin icke geschwollen - Mitte: Wir hassen Understatements - Rechts: Wo gehts zur Disco?
Wobei ich wenig Hoffnung habe. Die Firmen wollen mit dem Design vor allem den Betrachter beeindrucken. Das die Form der Funktion folgen soll, hat sich bei den Unternehmen noch immer nicht rumgesprochen. Das fängt bei den schwülstigen Frontpartien von Fiat, Ford und Mercedes an, geht über die vermeintlich futuristische Zeichnung der Dachlinien und endet an den Hochhauswänden am Heck der Wohnmobile. Man könnte meinen, Raumschiff Enterprise sei gelandet. Zur Erinnerung, wir wollten campen. Apropo Design, die altdeutsche Gegenbewegung des Gelsenkirchener Barock hält sich tapfer, wie einige Wohnwagen und auch Womos zeigten. Links: Camping-Caddy von VW - Mitte: Ein weiterer T5-Ausbau - Rechts: Zoom auf Basis eines Citroen
Im Kastenwagenbereich versuchten neben den hochpreisigen VW- und Mercedes Benz-Fahrzeugen einige Hersteller durch alte/neue Konzepte zu punkten. So zeigte Zoom einen Kastenwagen mit Aufstelldach und Heckzelt, der auf einem Citroen basierte. Schnell für den Alltag umzubauen, aber eher ein kleiner Campingbus. VW zeigte eine noch kleinere Version, die auf dem Caddy fußte.Wer einen normalen Caravan suchte, sollte bei dem etwas lieblos präsentierten Angebot fündig geworden sein. Die Hersteller versuchen mit differenzierten Grundrissen den Kundenwünschen Rechnung zu tragen. Doch vermutlich wird der Kaufwillige nicht exakt seinen Wunsch-Caraven finden, aber ein vertretbarer Kompromiss sollte bei dem Angebot zu finden sein.
Links: Knaus Yat, ein spartanisches Konzept für Motorrad-Freaks, die Maschine kommt in den Innenraum - Mitte: Campy von innen - Rechts: Campy von Dethleffs
Neues gab es nur bei den kleinen Wohnwagen, wie auch im vergangenen Jahr (siehe Bericht von der Messe 2006). Dethleffs stieg in den sich abzeichnenden Trend zum kleinen und wendigen Caravan mit dem Campy (7999 bis 9781 Euro) ein. Eine große Heck- und eine große Bugklappe (Option) machen den Caravan gut beladbar. Ein älteres Paar saß drinnen und sinnierte: "Eigentlich reicht das. Kein Schnickschnack, alles praktisch, großer Stauraum, mit dem fahren wir auch mal spontan los". Könnte sein, dass der Campy seine Kunden findet. Man muss sich nur an das 70er Jahre Orange gewöhnen. Gibt aber auch andere Farben. Links: Kip Hubdachwohnwagen - Mitte: Blick in einen Trigano Hubdachcaravan - Rechts: Trigano Hubdachwohnwagen
Totgesagte leben länger, die Hubdachwohnwagen halten sich. Trigano zeigte seine Silver-Linie. Nichts Aufregendes, guter Standard und dank Hubdach hinter dem Zugwagen recht schmal. Selbst ein Kip-Hubdachwohnawagen hatte es nach Düsseldorf geschafft. Das Interesse war durchaus da. "Mensch, ein richtiger Wohnwagen, innen nicht mal so klein. Das wäre doch was, wenn die Kinder aus dem Haus sind."Links: Die Deseo-Lifestyle-Studie - Mitte und rechts: Retro nordisch, aber viel Platz
Der kleine preiswerte Deseo (siehe 2006) von Eiffelland soll mit dem Deseo Lifestyle (Studie) einen großen Bruder bekommen. Die Länge wuchs und das Überraschende war der großzügige Raumeindruck. Es war der erste Wohnwagen in dem ich das Gefühl hatte: Hier hast du Platz! Die Inneneinrichtung wurde im Vergleich zum kleinen Deseo aufgewertet. Das Design ist Geschmackssache, ich würde die strenge Linienführung als Stockholm-Style der 80er bezeichnen. Trotzdem, der Wagen hat was, wenn er auch aus dem modularen Deseo-Konzept rausfällt (Preis vermutlich um die 14 000 Euro) und etwas überzeichnet wirkt..Der große T@B_400
Die Studie für einen ganz großen T@B - Wenn schon, denn schon
Emotion und Unvernunft machen Spaß. Tabbert, ja, ausgerechnet Tabbert, hat seine T@B-Reihe erweitert. Neben dem kleinen T@B_320 gibt es jetzt den T@B_L 400. Gleiches Ei, aber deutlich größer. So mancher Klein-Ei-Besitzer wird angesichts des Großen ins grübeln kommen. Die Dinette im Bug ist zwar für meinen Geschmack zu eng, aber der Rest hat für Zwei die richtige Größe, wenn man nicht mit dem ganzen Hausrat unterwegs ist. Die Jungs legten auch den ganz großen T@B mit einer Studie wieder auf, diesmal mit einer witzigen Western-Inneneinrichtung. Ich bin kein Fan des Western-Style, doch der Wurf ist den Contesse-Abtrünnigen gelungen. Links: Airstream 532 Europa - Mitte: Rückansicht, ist er nicht prächtig! - Rechts: Innenansicht des 532er
Er schaut aus, wie die Fantasie eines Science-Fiction-Filmers der 50er: Der Airstream ist offiziell in Europa gelandet. Die polierte Aluminiumhaut über der Zeppelinform zog magisch an. Egal ob man den Airstream protzig, cool oder einfach nur interessant findet, die Besucher drängten sich um ihn. Seit ich Mitte der 80er in den USA neben einem Airstream mit meinen Mini-Zwei-Mann-Zelt campte, habe ich mich in die silberne Zigarre verliebt. Jetzt wird er in England nach europäischen Normen gebaut und offiziell hier angeboten. Die Außenhaut ist cool und die Inneneinrichtung Geschmackssache. Gut wenn Geld - wie bei uns - kein Thema ist. Der Airstream, es werden aktuell zwei Modelle angeboten, beginnt bei rund 50 000 Euro. Deshalb sind wir weiter mit einem Zelt unterwegs. Links: Holtkamper Cocoon - Rechts: Holtkamper Astro
Links und Mitte: Camp-Let - Rechts: Trigano Vendome
Links und rechts: Der große TrailDog von 3Dog
Die Freunde des Falt- Zelt- oder Klappcaravans müssen sich weiter mit der kargen aber bewährten Kost begnügen. Zu meiner Überraschung hatte SK-Camping zwar einen Prospekt des neuen Falters vorliegen, aber den Wagen nicht in der Ausstellung. Nach Aussage einer SK-Mitarbeiterin habe es Klärungsbedarf mit Trigano gegeben. So zeigten sie den großen Trigano Vendome und den Chambord. Bei Camp-let war wie immer die Modellreihe von Apollo bis Savanne ausgestellt und es wurde fleißig vorgeführt. Bei Holtkamper standen Astro, Spacer und Flyer. Die Entlüftungstechnik mit der Membran gefiel, aber kein neues Modell. Die Jungs von 3Dog führten den kleinen ScoutDog, den großen TrailDog und das Auto-Dachzelt Topdog vor. Die Anfang 2006 gestarteten 3Dog-Leute sind nach eigenen Angaben mittlerweile bei den Campern bekannter und akzeptierter. Man sei über das erste Kennenlernen - "Was'n das für ein komisches Zelt?" - hinweg und es kämen gezielt Interessenten. Das sei ihnen und der ganzen Falter- und Klappcaravan-Nische gewünscht.
Beste Grüße, Rod
PS: Mein Bericht von 2006: “Back to the roots?” – Bericht “Caravan” BILDER
PPS: Ach ja, wie es insgesamt war? Langweiliger als früher. Man muss schon genau schauen, um Neues und Innovatives zu finden.